Ausgangspunkt für ALLES ist das Städtchen Zakopane. Und das merkt man auch sofort. Souvenirstand neben Souvenirstand neben Restaurant neben Tourist. Ganz, ganz schlimm! Was nicht gebraucht wird für Touristennepp wird für Parkplätze benutzt. Das Wetter ist manierlich und wir haben die Spitzenidee, mit der Gondel auf einen Gipfel zu fahren. Für Überblick und Vorfeude. Wir ignorieren mal ganz dreist das „Durchfahrt verboten“-Schild und finden einen freien Platz direkt an der Bergstation. Kurze Skepsis, aber egal! Da stört uns auch der gesalzene Preis für Auf- und Abfahrt von 75,- nicht weiter. Oben angekommen zieht es flugs zu und wir wandern ein bißchen durch die kühle Wolke.
Also wieder runter zusammen mit dem Highlight des Tages, einer Truppe verkleideter und sehr vergnügter Niederländer (Abifahrt?), denen die Höhenluft offenbar wunderbar bekommt! Wir freuen uns auf den kurzen Weg zum Parkplatz und werden von weitem mit Blaulicht begrüßt. Von nahem mit einer Autokralle. Die freundlichen Verkehrspolizisten (noch anwesend) belehren uns über die Straftat und kassieren 1000 Zloty (hätten bis zu 5000 nehmen können – nice!). Bittere Pille!

… und so sieht ein polnischer Strafzettel aus.


Am nächsten Tag wollen wir die Hohe Tatra nicht ergondeln sondern ersteigen und suchen uns eine Route zum „Schwarzen Teich“ (Czarny Staw Gąsienicowy) auf 1624 Metern. 14 km trauen wir uns zu (es werden 20 …) und so wandern wir mit mächtig vielen anderen Leuten mit der gleichen Idee bergauf.
Meist geht es über grobe Felsklötze, die den Weg bilden. Leider – wie meistens in den Bergen – sieht man hauptsächlich die eigenen Füße und muss regelmäßig innehalten, um auch mal die Landschaft wahrzunehmen. Aber das lohnt sich! Die Gipfel haben gute 2000 Meter und bilden mit ihrer Schroffheit und heftigen Kontrasten eine beeindruckende Kulisse. Zurück wissen wir, was wir geschafft haben und entscheiden uns, auf unserem bezahlten (!) Parkplatz stehen zu bleiben und am nächsten Morgen die Flucht zu ergreifen.

3 Antworten zu „Zakopane ist … (hi, hi)“
-
Noch ein Kommentar, was den ‘Geruch von Ländern’ angeht. Als ich zum ersten Mal nach Großbritannien gereist bin, ging mir der spezielle Geruch, welcher in der U-Bahn, in Hotels und selbst vielen Wohnungen in der Luft hing, nicht aus der Nase. Viel später wurde ich darüber aufgeklärt, dass es sich dabei um ein spezifisches Britisches Reinigungsmittel handelte. Im letzten Jahr hatte ich Schwierigkeiten, diesen Geruch auszumachen (trotz Brexit). Auf Sardinien war 1967 noch so ein ‘Maggie Geruch’ überall. Das ist angeblich auf ein weiterverbreitetes Kraut zurückzuführen. Frage mich, ob es heute noch immer so riecht?!?
-
Hallo ihr Lieben,
Ganz tolle Reisebeschreibung und Kommentare. Brachte sofort unsere Roma Erfahrung in Erinnerung, die uns 135 Euros gekostet hatte. Etwas total Fremdes wird man wohl nur noch an wenigen Flecken in Afrika, in der Südsee oder in wenigen Ecken im Himalaya antreffen. Also wenn etwas ganz anderes erlebt werden soll müsstet ihr wohl abtauchen. Die weitgehend unerforschten Meere unseres Planeten bringen uns immer noch in Kontakt mit bis jetzt unbekannten Arten und Lebensformen. Allerdings wird man selbst dort wahrscheinlich auf bekanntes Plastik treffen. Was den Begriff ‘Veränderung’ angeht, so sagt meine eigene Erfahrung, dass das Reisen wohl zu einem erweiterten Bewusstsein führt, weil ja das Neue und die notwendige Fähigkeit sich dem anzupassen eine Aufnahmefähigkeit und ein Lernen voraussetzt. Meist wird mir all das erst am Ende einer Reise bewusst, ähnlich wie all die alten Photos, die ja erstmal entwickelt werden wollen. Die Veränderungen in uns selbst werden meist von unseren Freunden und Familie zuerst erkannt, man ist viel zu eng an den Erfahrungen dran, um überhaupt eine Perspektive zu haben. Über die Erweiterung Eurer Horizonte müsst ihr euch also gar keine Gedanken machen, das passiert sowieso, ob ihr‘s mitbekommt oder nicht. Die Magie der Reise besteht ja (wie schon einmal angedeutet) in der Notwendigkeit, im Moment zu bleiben und damit dem unvorhersehbaren Abenteuer offen gegenüber zu stehen. Viel Spaß beim Bergsteigen und passt auf Euch auf. -
Hi, ihr beiden Reisenden…😘
Das ist wirklich ein Vergnügen, euren Reiseberichten zu folgen.
Deine Gedanken, Pede, zur Theorie der Reise haben mich sehr stark zum Nachdenken gebracht. Es wurde ja schon deutlich, dass Zeit eine wichtige Rolle spielt. Ich denke allerdings, dass es auch wichtig ist, in seinen Gedanken festzuhalten, dass man inzwischen sechs Lebensjahrzehnte hinter sich gebracht hat, Zeit vergangen ist.Und ihr seid in den gemeinsamen bald vierzig Jahren sehr viel gereist, in sehr vielen Ländern unterwegs gewesen mit sehr vielen Düften, Geschmacksrichtungen, Geräuschen und hab doch auch jedes Mal ganz tolle Fotos davon mit nach Hause gebracht und die Erinnerungen im Herzen behalten.
Das Reisen war vor drei Jahrzehnten anders als heute. Ich erinnere mich noch an meine ersten Reisen in die Vereinigten Staaten aber auch innerhalb Europas, bei denen ich feststellte, dass ganz, ganz viele Shopping Malls/Kaufhäuser überall auf diesem Planeten ein identisches Warenangebot hatten. Es war auf einmal möglich, überall alles zu erhalten. Schrecklich! Davon, dass heute überall ein Lidl steht, brauchen wir nicht zu reden…ich nutzendes Angebot gerne. Aber ist das Reisen?Was war’s doch für eine tolle Zeit, als man ganz in der Art und Weise, wie es Asterix auf seiner Tour de France machte, für einen Bayonner Schinken noch nach Bayonne fahren musste.
Und schon war ich in meinen Gedanken bei den ersten Aufenthalten in Sezze vor 45 Jahren, wo wir nur um einen besonders leckeren Cappuccino bei Stewart zu trinken, 3 km zu Fuß gelaufen sind und danach glücklich waren, diesen Geschmack erlebt haben zu dürfen. Lag es an der Jugend, dass ich das so empfunden habe? Oder auch die Pasta mit Tomaten und Basilikum aus dem eigenen Garten bei Filomena. Die waren geschmacklich eine Sensation und bevor wir nach Hause gefahren sind, haben wir uns noch ein Kilo von irgendeinem leckeren Kaffee mitgenommen, den es eben nur dort gab und uns darauf gefreut haben, wenn wir das nächste Mal da sein würden, diese tollen Geschmäcker und diese tollen Gerüche und diese tollen Speisen erneut erleben zu dürfen.
Wir haben uns als Gesellschaft damit ein Bärendienst erwiesen, alles überall verfügbar zu halten.
Wir sind inzwischen häufig einfach nur noch satt, lebenssatt und das ist traurig. Auch wenn ich heute am Morgen aus meiner Siebträgermaschine einen sehr passablen Kaffee herauslasse, schmeckt der ja niemals so gut wie der Cappuccino, den ich bei damals bei Stewart getrunken habe und selbst wenn ich die tollsten Kaffeebohnen überall im Supermarkt kaufen kann, es ist doch etwas anderes als das eine Kilo, was man sich damals von einer Reise mitgenommen hat und zu Hause getrunken hat, bis es aufgebraucht war.Und das finde ich jetzt an eurer Reise so besonders, dass ihr erlebt, wie diese globalisierte vernetzte Welt viele Dinge einfach gar nicht mehr zulässt und man sehr sehr genau suchen muss, um noch mal so etwas besonderes zu finden. Aber dann findet man da eben so einen besonderen Menschen, der einem eine Unterkunft zur Verfügung stellt. Dann findet man da vielleicht einen tollen Musiker, dann findet man dort einen Koch und dann entstehen Erlebnisse, die eben wieder so besonders sind wie all das, was wir in unserer Jugendzeit erleben durften. Man fängt wieder an, die Welt durch kindliche oder jugendliche Augen zu sehen, zu staunen und dies dann auch zuzulassen.
Und ich glaube, das ist der wesentliche Zweck des Reisens, dass man an den Orten, wo man ist, die Dinge riecht, schmeckt, hört, die eben dort einzigartig sind und dass man die Erinnerung daran mitnimmt und das sind die Dinge, die man nicht beim Lidl, egal in welchem Land, bekommt.
Das sind die besonderen Erlebnisse und Dinge die es nicht im KaDeWe gibt. Das sind die Dinge die man in keiner Shopping Mall bekommt.Das ist für mich der wesentliche Sinn des Reisens und deswegen genieße ich es auch so, euch dabei zu folgen und Inspirationen für meine weiteren Reisen zu bekommen. Weiterhin viel Glück und viele, viele tolle Erlebnisse.
Vielleicht stellen wir unseren Troll in den nächsten Monaten mal neben das blaue Wunder.À bientôt
Bisous Jørg
Schreibe einen Kommentar zu Gerd Antworten abbrechen