Die restliche Zeit verbringen wir in Sezze im Haus und sind jetzt auch froh, an Ort und Stelle zu bleiben und Aufgaben zu haben. Tja, gibt es ein Resümee? Wenn ich so drüber nachdenke, nicht wirklich. Die letzten Monate waren so facettenreich und besonders – auch emotional – dass ich mich gar nicht auf EINE Aussage festlegen will. Heute haben wir unserer italienischen Bekannten Claudia von Skandinavien erzählt. In solchen Momenten wird einem bewusst, wie lange wir schon unterwegs sind und wie viele Eindrücke zusammengekommen sind. Verändert haben wir uns wohl nicht und große Erkenntnisse haben wir auch nicht zu bieten. Außer vielleicht, dass der Biorythmus, der ja machen konnte was er will, einigermaßen mit dem „normalen“ Alltag übereinstimmt. Beruhigend. Und dass man sorglos in Europa rumreisen kann – nicht einmal hatten wir ein ungutes Gefühl und passiert ist schon gar nichts. Schön. Und dass wir uns auf zu Hause, unsere Leute und sogar die Arbeit freuen. Wundervoll. Und dass so ein Blog doch ziemlich arbeitsintensiv ist. Aber es ist schön zu wissen, dass ihr uns begleitet habt! 1000 Dank für die Kommentare – auch, wenn wir nicht geantwortet haben, haben wir uns sehr gefreut!!! Ci vediamo!!!
2 Antworten zu „Happy End.“
Stefan
Besten Dank, dass wir euch etwas begleiten konnten. Hat Spaß gemacht.
… lebendiger geht’s nicht! Wir hatten Neapel bis jetzt nur bei einem Tagesausflug im Regen und wollen der Stadt ein paar Tage geben, um zu zeigen, was sie so drauf hat. Dazu quartieren wir uns in einem Airbnb in Monti ein – oberhalb vom Quartiere Spagnolo und am Beginn der Spaccanapoli, einer abgefahrenen Achse durch die Altstadt – Beweisfoto >
Von hier aus kommen wir überall zu Fuß hin und reißen mal wieder ordentlich Kilometer ab. Anders wäre es auch kaum möglich – außer natürlich mit der Vespa! Wir fragen uns öfter, wieviele Unfälle hier wohl am Tag passieren. Aber wahrscheinlich hält sich das sogar in Grenzen weil alle das irre Fahren gewohnt und außerdem sehr aufmerksam und rücksichtsvoll sind. Es ist zudem echt gekonnt, durch so enge Gassen zu heizen und auch so zu parken.
Übrigens parken. Wir haben uns einen Parkplatz etwas außerhalb der Innenstadt gebucht – ein Abenteuer. Zuerst finden wir den Platz nicht. Dann stehen wir vor einem verschlossenen Tor und müssen telefonisch – auf italienisch! – erklären, was los ist. Nach einer halben Stunde kommt der Fahrer, der uns dann auch zur Metro bringen soll und öffnet das Tor. Dann stellt er fest, dass wir gar kein Auto haben, sondern ein Wohnmobil: viel teurer! Zugegeben haben wir bei der Buchung gemogelt. Aber genau unsere Wagenklasse war auch nicht dabei … Wir handeln und zahlen 20,- extra, ok. Danach steigen wir in den verbeulten Shuttle-Transporter ein, der uns zum Bahnhof bringen soll. Wir halten am Flughafen. Ach, hier wolltet ihr gar nicht hin? Egal, ich nehme aber schnell noch zwei Kunden mit. Mit denen landen wir wieder bei unserem Parkplatz. Da sind dann wiederum zwei Leute, die zum Flughafen müssen. Und zwar dringend. Also auf die Tube gedrückt, gehupt, geflucht, winzige Sträßchen mit Gegenverkehr und irgendwann sind wir dann wieder am Flughafen. Aber dann! Werden wir am Bahnhof rausgelassen, sollen uns die Stelle merken, weil wir da in fünf Tagen wieder abgeholt werden … Ein Film.
Neapel ist aber sowieso wie ein Film. Düster, lebhaft, überraschend, prächtig, runtergekommen, zugewandt, freundlich und komplett Maradonnaverrückt! Maradonna findet man an jeder zweiten Straßenecke: Bilder, Trikots, Schals, Vitrinen … Das Fußballspiel Napoli gegen Genua haben wir uns per Livestream in einer bzw. vor einer Bar angesehen. Erstaunlicherweise war gar nicht sooo eine Stimmung. Aber Spaß hat’s gemacht – dazu den obligatorischen Aperol Spritz.
Gut gegessen und dabei wunderbarst unterhalten in der Taverna 69 mitten im Quartier Spagnolo – muss man erlebt haben!
Und dann haben wir uns Neapel von unten angesehen. Sotterranea. Ein uraltes, kilometerlanges Gängesystem, entstanden durch den Abbau von Tuffstein und auch als Aquädukt genutzt, um Neapel mit Frischwasser zu versorgen. Mit der Reisegruppe „Untergrund“ schieben wir uns durch beängstigend schmale Gänge, staunen über riesige Höhlen und entkommen dem Regen an diesem Tag.
Auch in der Altstadt: die Basilika Santa Chiara. Ein ehemaliges Kloster mit einem wunderschönen Kreuzgang – komplett mit Fresken und bemalten Fliesen ausgestattet. Das Gebäude wurde im 2. Weltkrieg mehr oder weniger total zerstört aber in kürzester Zeit wiederaufgebaut. Von oben – also Panoramablick – sieht man erst, wie gigantisch diese Kirche ist – beeindruckend!
Es gibt einfach irre viel zu sehen in Neapel. Man kann allein in die meisten Toreinfahrten gehen und sich die Innenhöfe der Palazzi zu Gemüte führen.
Oder man luschert zufällig in eine Kirche und ruht sich bei der Probe des Gitarrenorchesters aus …
Am fünften Tag treffen wir tatsächlich unseren Shuttlefahrer am vereinbarten Treffpunkt und verlassen Neapel mit zwei Daumen hoch. Mindestens!
Von Nano und Uli hatten wir schon gehört, dass Herculaneum eigentlich genauso interessant ist wie Pompeji und sogar noch mehr Fresken und Details zu bieten hat, dafür aber übersichtlicher und eigentlich „ausreichend“ ist. Diesem Gedanken folgen wir gerne und fahren ins heutige Ercolano (seit 1969) mit den tiefer gelegten Ausgrabungen im Zentrum der Stadt.
im Hintergrund der Vesuv
Herculaneum wurde zusammen mit Pompeji Opfer des Vesuvausbruchs 79 n.Chr. Es ist nur ein bißchen weiter entfernt und wurde deswegen „anders“ betroffen, was zur Bildung einer dicken Tuffsteinschicht führte, die Gebäude und Dinge besser konservierte. Wer’s genau wissen will, möge das Internet befragen! Der Besuch lohnt sich und man kann wirklich rumspinnen und sich vorstellen, wie die Menschen vor 2000 Jahren dort gelebt haben – und gestorben sind. Allein die Straßen mit ihrem Riesenpflaster und Gehwegen, Thermen, Straßenverkauf, Statuen und Schmuck, bemalte Wände und Mosaike am Boden …!
… und spektakulär zu fahren! Verrückt, voll, fantastisch, bellissima! Wir hatten vor, den „Götterweg“ von Agerola nach Positano zu laufen und dabei die Amalfiküste aus der Höhe kennenzulernen. Ging aber nicht. Während der ungefähr 4-stündigen Fahrt die Küste entlang gab es wirklich KEINE Möglichkeit anzuhalten, geschweige denn zu parken. Ach ne, gelogen. Einmal haben wir uns in eine Haltebucht in einer Kurve gequetscht um eine kurze Pause zu machen. Aber ansonsten: Auto an Auto, VIP-Chauffeure, Security, Überseetouristen (Mutmaßung). Ist kein Geheimtipp mehr, die Amalfiküste. Wir haben uns vorgestellt, wie das in den 60er-Jahren gewesen sein muss – sicher sehr schön und besonders! (lieber Gerd, wir haben an dich gedacht!) Schön ist es immer noch, aber leider leider zu voll.
Weil wir nicht halten können, müssen wir bis Pompeji fahren und werden mit einer Pizza (eher einem Pizzalappen – hängt mächtig über den Tellerrand) bei Michele belohnt. Einer DER neapolitanischen Pizzabäcker – und das in Pompeji!
Und nach den Bergen? Ha, ha. Stehen wir am Strand in Cirella.
(… nach einer Nacht Agroturismo – über dieses Wort stolpere ich IMMER! – in Amantea.)
Um dann in Camerota beim Weingut Donnaclara eine Weinprobe mitzumachen. (Zusammen mit Elisabeth und Gerhard, ein gesprächiges Paar aus Deutschland.) Sehr, sehr nett! Der sympathische Ex-Grafiker Luca, der das Weingut seines Schwiegervaters übernommen hat, erzählt und erklärt und tischt auf. Der Stellplatz ist kostenlos – was für ein gastfreundliches Konzept! Camerota erreicht man übrigens nach einer Serpentinenfahrt, die es durchaus mit dem Trasfogarasan aufnehmen kann! Nicht ganz so hoch, aber die Kurven …
Nach Küste und Strand wollen wir natürlich wieder in die Berge und ins Grüne (hatten wir ja schon …). Zum Glück ist der Sila Nationalpark in der Nähe und es wird nicht lange gefackelt und hingefahren. Durch Maronenwälder. Nachts wird es hier schon ganz schön frisch, das sind wir überhaupt nicht mehr gewöhnt! Wir campen am Lago Arvo auf 1295 Metern Höhe, ein künstlicher See mit Strand drumherum – irgendwie ziemlich surreal und sehr schön und einsam. Das Surrealste ist allerdings, dass die Berge quasi eine riesige Düne sind! Wie das funktionieren kann. Also irgendwann war Sila Meeresgrund und wurde dann hochgehoben. Soweit sogut. Aber dass der Sand so lange an Ort und Stelle bleibt und nicht wegweht oder wegschwimmt? Irre.
Für uns gibt es noch eine menschenfreie Wanderung, dafür umso Kuh-lastiger … Prachtexemplare im Kuhparadies!
An die (Küste) stellen wir uns danach für ein paar Tage. Und zwar in Kalabrien in Salicetti. Campingplatz im Off-Modus. Saison vorbei, Aufräumarbeiten und nur ein paar Profiurlauber (Rentner), mit denen wir uns die riesige Anlage aus den 70ern teilen. Während der Saison muss das ein regelrechtes Stadtfeeling haben mit Ferienhäuschen, Campern, Minimarkt, Restaurant, Bühne usw. Aber jetzt stehen wir solo unter Pinien, kaufen frischen Fisch vom Strand weg und spannen sogar die Hängematte auf!
In Italien sieht man immer noch eigenwillige Farben. Oft ist der Eindruck monochrom und es gibt diese ausgeblichenen Plastikfarben mit dem Charme von 60er-Jahre-Farbfotos. Noch ein kleines Fundstück: das schönste Auto der Welt – Cinquecento Familiare!
Eigentlich wollen wir uns Bari ansehen, aber nach langwierigen, erfolglosen Versuchen, einen Parkplatz zu finden, geben wir auf und fahren nach Gravina. Hier wurde u.a. der Film „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ gedreht. Den Film haben wir nicht gesehen (müssen wir jetzt vielleicht nachholen), aber das Buch war lustig … Die Landschaft hier ist sehr karg und leicht hügelig – nicht so meins … allerdings gibt es hier auch schon Höhlenunterkünfte.
Matera dagegen ist unsers! An einer Schlucht gelegen und gebaut, gilt es als einer der ältesten Siedlungen der Welt. Schon die Urbewohner lebten in Höhlenwohnungen in den Felsen, den Sassi, und diese waren bis 1952 bewohnt, bevor sie aus hygienischen Gründen geräumt wurden. Kaum vorstellbar. Eine von den Höhlenwohnungen sehen wir uns an. Sie ist in der Stadt und mit einem „normalen“ Wohnhaus überbaut. Das muss merkwürdig sein, ohne Fenster. Wasser wurde in Brunnen „gesammelt“, der Kamin hatte immerhin einen Abzug. Und einen Weinkeller gab’s! Aber vielleicht war`s ja irre gemütlich? Matera ist auf jeden Fall eine Empfehlung – auch ohne Küste …
4 Antworten zu „La dolce vita …“
Anonym
Hallo ihr Lieben.
Wenn ihr noch in der Gegend seid, schaut doch mal in Craco vorbei.
Liebe Grüße aus dem herbstlichen Hamburg
Torsten
Ihr Lieben. Welch Schönheit ist um euch herum. Ich bekomme Lust dort auch mal hinzufahren. Natur und gepaart mit Kultur,
… klar und vermissen tue ich euch.
Umarmung Mo
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